* 17. September 1917
† 3. November 1995
von Walter-Wolfgang Sparrer
Essay
Isang Yun, dessen Musik heute als ein fester Bestandteil ins Konzert-, aber noch nicht ins Opernrepertoire eingegangen ist, kam 1956 zu einer Zeit nach Europa, als ihm die Gunst des musikalischen Augenblicks winkte. In der Geschichte der neuen Musik erwies sich die relative Einförmigkeit des seriellen Komponierens als Sackgasse. 1957 wurde in Darmstadt das aleatorische »Klavierstück XI« von Karlheinz Stockhausen uraufgeführt, und Pierre Boulez hielt seinen programmatischen Vortrag »Alea«. 1958, als Yun erstmals die Darmstädter Ferienkurse besuchte, brach die methodische Anarchie von John Cage, der mit anderen Mitteln zunächst nicht unähnliche Klangresultate wie die Vertreter des Serialismus erzielte, vollends die dogmatischen Tendenzen der Avantgarde. Rückblickend formulierte Yun 1985 seine Darmstädter Erfahrungen: »Ich war schockiert, aber auch fasziniert. Denn die Entscheidungen, die ein Komponist in dieser Zeit treffen konnte, waren offener als je zuvor. In der verwirrenden Situation zwischen totaler Determination des musikalischen Materials einerseits, die die Objektivität und Authentizität des Werks garantieren sollte, und einer Indetermination andererseits, die im ›Prinzip Zufall‹ ein Höchstmaß an Freiheit sah, versuchte ich Fuß zu fassen.«
Der Entwicklungsstand des musikalischen Materials eröffnete aber auch gleichsam von innen heraus Möglichkeiten einer Integration von Elementen ferner Musikkulturen, ...